Fehler

können HELFER sein

Durch meine Ausbildung in Transaktionsanalyse und meine Montessoriausbildung sehe ich „den Fehler“ anders als früher – ich habe ihn lieben gelernt.

 

Ich sehe ihn als funkelnden Schatz, der, wenn man ihn staunend und liebevoll erblickt, viel Potenzial in sich birgt.

 

Können wir Erwachsene noch so staunen, wie wir es damals als kleines Kind konnten – ohne Bewertungen und mit Freude?

 

Ich durfte mich wieder daran erinnern. Er lässt meinen Mut und meine Kreativität erwachen und lässt mich immer selbstsicherer werden. Ich darf mir Fehler erlauben, um immer mehr zu erkennen und mich mit ihnen zu spielen.

 

Es waren meine vermeintlichen Schwachstellen, die mich schwach machten und mich lieben ließen.

 

Sind wir uns ehrlich, wahre Liebe zeigt sich erst, wenn wir „Fehler“ an uns selbst oder „Fehler“, die wir machen, nicht mehr bewerten müssen. Ich halte nicht viel davon, Lernende dazu zu ermutigen, ihre Fehler nochmals aufschreiben zu lassen, nur damit sie es dann richtig stellen und ein Lerntagebuch oder Ähnliches führen können.

 

Wenn der Fehler erkannt ist, dann ist das nicht nötig.

 

Ich würde auch nicht in Partner- oder Gruppenarbeit die fehlerhaften Texte der Teilnehmer*innen verbessern lassen, denn, was geht die anderen die Fehler jedes Einzelnen an? Jeder Mensch hat das Recht auf seine individuellen Fehler! Gibt es allerdings Fehler, die fast alle Teilnehmer*innen machen, dann würde ich diese an die Tafel schreiben und in Gruppenarbeit die Fehler finden lassen, indem sie die Sätze richtig aufschreiben. Die Gruppe, die am meisten Fehler gefunden hat, hat gewonnen.

 

Ich habe doch vorhin erwähnt, dass Fehler meine Kreativität erwachen lassen und so habe ich mir angewöhnt, u.a. Lernspiele zu entwickeln.

 

Da ich, als Trainerin, so nah wie möglich beim Geschriebenen und Gemeinten der Lernenden bleiben möchte, gibt es nicht immer nur eine mögliche richtige Variante.

 

Die effizienteste Fehlerkorrektur ist meines Erachtens, wenn sie gemeinsam mit dem jeweiligen Lernenden geschieht. Wenn der Text sehr fehlerhaft ist, dann wird nicht im Text ausgebessert – der Text wird Satz für Satz besprochen und dann unterhalb des Textes richtig aufgeschrieben. Manchmal kann es auch vorkommen, dass die Lernenden selbst nur über ihr lautes Vorlesen des Geschriebenen ihre eigenen Fehler erkennen.

 

Ob ein Fehler ein Kompetenz- oder ein Performanzfehler ist, stellt sich immer nur durch Beobachtung meiner Teilnehmer*innen und durch mein Wissen darüber, welche Lehrinhalte ich bereits dargeboten habe, heraus. „Ein Performanzfehler geschieht aus Unaufmerksamkeit, bei Stress, Ablenkung oder durch Gewöhnung.“ (http://de.grundlagen-des-fremdsprachenunterrichts.wikia.com/wiki/Fehlertypen)

 

Wenn ich meine Teilnehmer*innen auf den Fehler hinweise, können sie diesen in der Regel selbst verbessern, weil sie bereits über das nötige Fachwissen verfügen.

 

Ein Kompetenzfehler entsteht, wenn das Gelernte noch nicht ganz verstanden oder wieder vergessen wurde. Diese Fehlerart geschieht aus Unwissenheit. In jedem Fall schreibe ich mir gebräuchliche Fehler auf, denn diese entscheiden, welche Lehrinhalte ich zukünftig darbiete und welche Übungen ich anbieten werde.

 

Grundsätzlich hänge ich Lernen nicht am Fehler auf. Diese Strategie wird sehr häufig an Schulen angewendet: Zuerst werden Fehler gesucht und dann daran gearbeitet, anstatt das jeweilige Potenzial in Erscheinung treten zu lassen. An einem Fehler kann man meines Erachtens nicht arbeiten, er ist ja schon gemacht und existiert schon, so wie er ist.

 

Schon als Kind hat man vielen von uns eingebläut, dass das Fehlermachen etwas Schlechtes ist und dass man sich für seine Fehler schämen und wissen soll, dass nur Versager*innen Fehler machen. - NEIN - da mach' ich nicht mehr mit!

 

(C) Mag. Doris Getreuer