Grundlagen

Die eigene Sprachverwendung in der Rolle als DaF-/DaZ-Trainer*in

Einführung

 

Ich kann mich noch genau erinnern, als ich im Klassenzimmer saß und mich im Fach Englisch vor allem für das Fach interessierte, in dem ich mich am liebsten verkrochen hätte. Irgendwann kam ich einfach nicht mehr mit. Meine Lehrerin redete und redete, und ich verstand kein Wort.

 

Was macht man dann? - Man sieht aus dem Fenster und ist mit den Gedanken ganz wo anders. Einige meiner MitschülerInnen zeigten sich besonders verhaltensoriginell, während ich selbst ganz ruhig da saß und zeichnete, mich links liegen gelassen und nicht wahrgenommen fühlte.

 

Um nicht ähnliche Szenarien unter meinen TeilnehmerInnen aufkommen zu lassen, wählte ich dieses Thema.

 

Ziel und Zweck dieser Arbeit soll es sein, mehr Bewusstsein über meine eigene Sprachverwendung als  DaF-Trainerin zu schaffen und darüber zu reflektieren.

 

Es werden die verschiedenen Arten der Sprachverwendung näher dargestellt. Jede ist in Stufen des Sprachniveaus unterteilt. Da es für mich als DaF-Trainerin ein Hauptanliegen ist, jede einzelne Teilnehmerin sowie jeden einzelnen Teilnehmer dort abzuholen, wo sie/er sich gerade in Bezug auf die deutsche Sprache befindet, wäre ich nur wenig erfolgreich, würde ich in jedem Augenblick mein fachsimpelndes Deutsch oder höchstes Sprachniveau zum Ausdruck bringen. Meine TeilnehmerInnen sollen dem, was ich sage, folgen können, damit sie nicht ihr Interesse verlieren und sich verstanden wie auch wahrgenommen fühlen.

 

Um für eine „unterstützende Lernatmosphäre zu sorgen, in der sich die Lernenden ermutigt fühlen, an Sprachaktivitäten teilzunehmen“, ist es deshalb für die Trainerin/den Trainer nicht nur von besonderer Wichtigkeit, freundlich, wertschätzend und einfühlsam zu sein. Auch um „sinnvolle Sprechaktivitäten bzw. wechselseitige Aktivitäten einschätzen und auswählen zu können“ und „verschiedene Materialien zur Förderung der Sprechaktivitäten“ bzw. des Lernens auswählen zu können, bedarf es für die Trainerin/den Trainer einer Bewusstheit der Sprachverwendung bzw. ihrer Stufen des Sprachniveaus. (David Newby, Rebecca Allan, Anne-Brit Fenner, Barry Jones, Hanna Komorowska, Kristine Soghikyan: EPOSA, S: 21)

 

1. Sprachverwendung

 

Mit Sprachverwendung wird die Verwendung der Einheiten und Regeln des Sprachsystems beim Sprechen und Schreiben bezeichnet. Sprachverwendung ist ein Begriff, der nur selten gebraucht wird, weil offenbar das Wort „Sprachgebrauch“ einen sehr ähnlichen Bedeutungsumfang hat. (https://de.wikipedia.org/wiki/Sprachverwendung)

 

Der Gemeinsame Europäische Referenzrahmen für Sprachen (GER), der sich mit der Beurteilung von Fortschritten in den Lernerfolgen bezüglich einer Fremdsprache befasst, macht verschiedene europäische Sprachzertifikate untereinander vergleichbar und schafft einen Maßstab für den Erwerb von Sprachkenntnissen. Dabei werden die nun folgenden Niveaustufen unterschieden:

 

A: Elementare Sprachverwendung

A1: Anfänger

A2: Grundlegende Kenntnisse

 

B: Selbstständige Sprachverwendung

B1: Fortgeschrittene Sprachverwendung

B2: Selbständige Sprachverwendung

 

C: Kompetente Sprachverwendung

C1: Fachkundige Sprachkenntnisse

C2: Annähernd Muttersprachliche Kenntnisse

 

A. Elementare Sprachverwendung

„Kann vertraute, alltägliche Ausdrücke und ganz einfache Sätze verstehen und verwenden, die auf die Befriedigung konkreter Bedürfnisse zielen. Kann sich und andere vorstellen und anderen Leuten Fragen zu ihrer Person stellen - z.B. wo sie wohnen, was für Leute sie kennen oder was für Dinge sie haben - und kann auf Fragen dieser Art Antwort geben. Kann sich auf einfache Art verständigen, wenn die Gesprächspartnerinnen oder Gesprächspartner langsam und deutlich sprechen und bereit sind zu helfen.“ (A1, GER)

 

„Kann Sätze und häufig gebrauchte Ausdrücke verstehen, die mit Bereichen von ganz unmittelbarer Bedeutung zusammenhängen (z. B. Informationen zur Person und zur Familie, Einkaufen, Arbeit, nähere Umgebung). Kann sich in einfachen, routinemäßigen Situationen verständigen, in denen es um einen einfachen und direkten Austausch von Informationen über vertraute und geläufige Dinge geht. Kann mit einfachen Mitteln die eigene Herkunft und Ausbildung, die direkte Umgebung und Dinge im Zusammenhang mit unmittelbaren Bedürfnissen beschreiben.“ (A2, GER)

 

Ich, als DaF-Trainerin, kann vertraute Wörter und ganz einfache Sätze, die sich auf mich selbst, meine Familie oder auf konkrete Dinge, wie Nahrung, Kleidung, Wohnung, Mobilität, Freizeitaktivitäten und medizinische Versorgung beziehen, bilden und somit sprachlich auf unsere Grundbedürfnisse eingehen.

 

Da meine TeilnehmerInnen auf diesem Niveau nur langsam und deutlich gesprochene Sätze verstehen, darf ich mich bemühen, langsam und deutlich zu sprechen. Ich kann ihnen einfache Fragen zu ihrer Person und ihren Bedürfnissen stellen, damit Gespräche zustande kommen.

 

Ich kann mit einfachen Wendungen und Sätzen mich selbst beschreiben, um als Beispiel voranzugehen.

 

Große Freude kommt gerade bei der Vorstellung in mir auf, einfache E-Mails oder Briefe an meine TeilnehmerInnen zu schreiben und ihre Antworten zu bekommen. Auch das Ausfüllen von verschiedenen Formularen wird mir gemeinsam mit den TeilnehmerInnen Spaß machen.

 

Als Projekt könnte ich mir vorstellen, die TeilnehmerInnen aufzufordern, sich Gedanken über ein gemeinsames Fest zu machen. Wir erstellen Arbeitsaufträge für jeden in der Gruppe. Einfache Rezepte für Aufstriche werden geschrieben und ausgeführt. Aus Prospekten suchen wir die dafür geeigneten preisgünstigsten Nahrungsmittel und besorgen sie. Fahrpläne werden studiert, denn wir müssen zu den diversen Geschäften zu Fuß, mit dem Bus oder einer Straßenbahn gelangen und alle weiteren nötigen Informationen werden aufgefunden.

 

Die beruflichen Tätigkeiten meiner TeilnehmerInnen werden beschrieben, denn vielleicht ist eine ehemalige Köchin/ein ehemaliger Koch, eine Lagerarbeiterin bzw. ein Lagerarbeiter oder ein/-e Eventmanager/-in unter den TeilnehmerInnen.

 

Hobbys und Talente dürfen zum Vorschein kommen und vieles mehr.

 

B: Selbständige Sprachverwendung

„Kann die Hauptpunkte verstehen, wenn klare Standardsprache verwendet wird und wenn es um vertraute Dinge aus Arbeit, Schule, Freizeit usw. geht. Kann die meisten Situationen bewältigen, denen man auf Reisen im Sprachgebiet begegnet. Kann sich einfach und zusammenhängend über vertraute Themen und persönliche Interessensgebiete äußern. Kann über Erfahrungen und Ereignisse berichten, Träume, Hoffnungen und Ziele beschreiben und zu Plänen und Ansichten kurze Begründungen oder Erklärungen geben.“ (B1, GER)

 

„Kann die Hauptinhalte komplexer Texte zu konkreten und abstrakten Themen verstehen; versteht im eigenen Spezialgebiet auch Fachdiskussionen. Kann sich so spontan und fließend verständigen, dass ein normales Gespräch mit Muttersprachlern ohne größere Anstrengung auf beiden Seiten gut möglich ist. Kann sich zu einem breiten Themenspektrum klar und detailliert ausdrücken, einen Standpunkt zu einer aktuellen Frage erläutern und die Vor- und Nachteile verschiedener Möglichkeiten angeben.“ (B2, GER)

 

Die Standardsprache ist eine allgemein verbindliche Sprachform, die in der Öffentlichkeit gesprochen wird. Sie wird auch Hochdeutsch genannt und sollte in jeder Schule, bei der Arbeit und der schriftlichen Kommunikation verwendet werden – das kann ich! (https://www.kapiert.de/deutsch/klasse-9-10/sprache-untersuchen/wortkunde/standardsprache-und-umgangssprache-unterscheiden/)

 

Hier darf es um persönliche Interessensgebiete, Erfahrungen, Ereignisse, Träume, Reisen, Gefühle, Wünsche, Hoffnungen und Ziele gehen. Langsames, deutliches Sprechen ist auch hier wieder von großer Wichtigkeit. Hauptinformationen der aktuellen Themen aus Radio- oder Fernsehsendungen können entnommen werden und dazu eigene Meinungen gebildet werden. Diskussionen können stattfinden.

 

Meine Projektidee dazu ist, eine Zeitung zu erstellen, in der jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer Artikel über ihre persönlichen Interessensgebiete, aktuelle Themen, Berufe, Reisen, über Österreich und vieles mehr verfasst. Am Ende des Kurses wird sie für die TeilnehmerInnen gedruckt.

 

C: Kompetente Sprachverwendung

„Kann ein breites Spektrum anspruchsvoller, längerer Texte verstehen und auch implizite Bedeutungen erfassen. Kann sich spontan und fließend ausdrücken, ohne öfter deutlich erkennbar nach Worten suchen zu müssen. Kann die Sprache im gesellschaftlichen und beruflichen Leben oder in Ausbildung und Studium wirksam und flexibel gebrauchen. Kann sich klar, strukturiert und ausführlich zu komplexen Sachverhalten äußern und dabei verschiedene Mittel zur Textverknüpfung angemessen verwenden.“ (C1, GER)

 

„Kann praktisch alles, was er/sie liest oder hört, mühelos verstehen. Kann Informationen aus verschiedenen schriftlichen und mündlichen Quellen zusammenfassen und dabei Begründungen und Erklärungen in einer zusammenhängenden Darstellung wiedergeben. Kann sich spontan, sehr flüssig und genau ausdrücken und auch bei komplexeren Sachverhalten.“ (C2, GER)

 

Ich bin kein Fan von langen Vorträgen, weil in Vorträgen meist nicht auf jede einzelne Teilnehmerin und jeden einzelnen Teilnehmer eingegangen wird und sich alle die gleichen Inhalte anhören müssen, egal ob sie diese über- oder unterfordern. Sowohl Überforderung als auch Unterforderung möchte ich als DaF-Trainerin in meinen Kursen vermeiden. Da die KursteilnehmerInnen aber üben sollen, längeren Redebeiträgen zu folgen, werde ich unter Berücksichtigung bestimmter Inhalte, die erforderlich sind, um die Prüfungen C1 und C2 zu bestehen, Vorträge halten und die Lernenden dazu auffordern, selbst Vorträge bzw. Referate zu halten.

 

Da die TeilnehmerInnen klar, flüssig und stilistisch dem jeweiligen Zweck angemessen schreiben können sollen, anspruchsvolle Briefe und komplexe Berichte oder Artikel verfassen können sollen, ist es für mich, als Trainerin, wichtig, Fachtexte und literarische Werke auszusuchen, die für die Lernenden von Interesse sind.

 

Ich bin ein sehr kreativer Mensch und habe im Laufe meines Lebens vieles gelernt und mir vieles selbst angeeignet, deshalb bin ich auch sehr flexibel. So könnte ich mir vorstellen, eine Homepage zu erstellen, in die die TeilnehmerInnen, ihre entstandenen Texte und Hörspiele etc. hochladen können. Auch Kurzfilme, zu den entsprechenden Inhalten, könnten die Homepage schmücken.

 

 

3. Literaturverzeichnis

 

Bücher:

Newby, David , Allan, Rebecca , Fenner, Anne-Brit, Jones, Barry , Komorowska, Hanna, Soghikyan, Kristine: EPOSA - Europäisches Portfolio für Sprachlehrende in Ausbildung. C3_Epostl_D_internet.pdf

 

Coste, Daniel, North, Brian, Trim, John (2001): Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen für Sprachen: lernen, lehren, beurteilen. München: Langenscheidt

 

Internet-Referenzen:

www.wikipedia.org (01.10.2018)

https://de.wikipedia.org/wiki/Sprachverwendung

 

www.kapiert.de (01. 10. 2018)

https://www.kapiert.de/deutsch/klasse-9-10/sprache-untersuchen/wortkunde/standardsprache-und-umgangssprache-unterscheiden/

 

www.kolleg.eu (01.10.2018)

http://kolleg.eu/de/kursangebot/kompetenzstufen

 

(C) Mag. Doris Getreuer